Pool-Ökonomie – ein zukunftsweisendes Wirtschaftssystem

Der Güter- und Hilfsleistungspool ist ein zentraler Punkt des neu zu entwickelnden globalen Wirtschaftssystems. Von den zwölf Gesellschafts- bzw. Spielregeln befassen sich daher vier direkt mit ihm und eine indirekt.

Die Pool-Ökonomie ist im weitesten Sinne eine Weiterentwicklung der Gemeingüterwirtschaft und der Ressourcenökonomie. Wie diese basiert sie auf Kooperation, Selbstorganisation und -verwaltung, Absprache, Vertrauen und dem gemeinsamen Interesse an einem nachhaltigen, schonenden und Zukunft ermöglichenden Umgang mit den Ressourcen und miteinander.

Dem liegt ein reichhaltiges Erfahrungswissen zugrunde – nicht zuletzt, weil die Gemeingüterwirtschaft DIE Wirtschaftsform früherer und frühester Kulturen war. Originäre Formen davon finden sich auch heute noch in indigenen Volksgruppen, doch auch in modernen Gesellschaften konnten sich einige wenige erfolgreiche Gemeingüter-Institutionen halten, wiewohl diese generell davon bedroht sind, der Kombination von staatlicher Bevormundung und marktwirtschaftlichem Druck zum Opfer zu fallen. 

Ein gewisses Revival erfährt die Gemeingüterwirtschaft indessen in den sogenannten Commons, wo mit unterschiedlichen Ansätzen und Schwerpunkten der kollektiven Ressourcenökonomie experimentiert wird (etwa beim Bau und Betreiben urbaner Gärten oder auch in Open-Knowledge-Projekten wie Wikipedia). Sie alle führen indessen notgedrungen ein Nischendasein, denn innerhalb der Strukturen der globalen Marktwirtschaft ist es nicht möglich, eine von ihr unabhängige Parallelwirtschaft zu schaffen und zu erhalten.

Intensiv erforscht wurden Vorkommen und Formen der Gemeingüterwirtschaft von der dafür 2009 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Wirtschaftswissenschaftlerin Elinor Ostrom und ihrem Team. In ihren umfassenden Studien zeigen sie auf, wie die kollektive Ressourcennutzung, wie Selbstverwaltung und Selbstorganisation in Allmenden (vermutlich abgeleitet von: all(e) + Gemeinden) gelingen und welche klaren Vorteile sie gegenüber der allgegenwärtigen Marktwirtschaft aufweisen. Gleichzeitig geht aus diesen Studien hervor, dass das latente Wissen hierzu überall existiert und jederzeit wieder aktiviert werden kann – zum Nutzen von Mensch und Natur. 

Die Pool-Ökonomie in Globale Alternative greift dieses Wissen auf und strebt an, die Gemeingüterwirtschaft mithilfe der IT zu einer hochentwickelten und global funktionierenden Ökonomie auszubauen. Einerseits handelt es sich also um einen Rückgriff auf nachweislich hochgradig effektive Formen des ressourcenschonenden Umgangs mit der Natur, was auch die menschliche Psyche und Physis umfasst, andererseits um eine Weiterentwicklung im Sinne der wissenschaftlichen und technischen Möglichkeiten, die das 21. Jahrhundert bietet. Damit einher geht die Überwindung der Sackgasse Kapitalismus mit all seinen zerstörerischen Eigenschaften.

Aber zurück zur Pool-Ökonomie. Wie soll die denn funktionieren?

Das Ziel einer funktionierenden Ökonomie ist die kluge und nachhaltige Versorgung aller Menschen mit all dem, dessen es bedarf, um gesund, in Würde und Wohlbefinden leben zu können.

Hierfür bedarf es der Produktion der entsprechenden Güter, der Aufrechterhaltung der Infrastruktur und dem Erbringen von Hilfsleistungen. Unter Gütern werden alle Rohstoffe sowie materiellen und geistigen Produkte verstanden, die dazu beitragen, Bedürfnisse zu befriedigen. Das reicht von aus dem Boden geschürften Metallen über das Ultraschallgerät bis hin zum wissenschaftlichen Aufsatz. Oder vom Weizen über den Kinderwagen bis hin zu einer Bauanleitung. Usw.

Die Aufrechterhaltung der Infrastruktur umfasst Bereiche wie die Energie- und Wasserversorgung, das Transportwesen, die Kommunikation etc.

Bei Hilfsleistungen handelt es sich indessen um all jene Angebote, die unter immateriellem Dienst am Menschen oder an der Gemeinschaft gefasst werden können. Darunter fallen nicht nur die medizinische Behandlung, die Vermittlung von Wissen und die Betreuung von Kindern und Hilfsbedürftigen, sondern auch die Organisation von Arbeitsabläufen, kreatives und künstlerisches Schaffen, das Schreiben eines Programms oder das Schneiden von Haaren usw.

Damit ist erst einmal gesagt, welche Leistungen erforderlich sind, um eine Ökonomie aufrechtzuerhalten.

Wie aber lässt sich das Ganze organisieren, zumal ohne Staat, Landesgrenzen und Hierarchien?

In der Pool-Ökonomie sind es die Allmenden, die als kleinste, hierarchiefreie und selbstorganisierte Gemeingütereinheiten die tragenden Säulen des gesamten Systems darstellen. In ihnen findet das lokale Leben statt, sie sorgen dafür, dass die lokale Infrastruktur funktioniert und sie tun sich mit anderen Allmenden zusammen, um größere regionale Projekte (wie etwa eine Fabrik, den Bau einer Brücke, die Gewinnung regenerativer Energie, die Sicherstellung der Wasserversorgung) oder auch überregionale Projekte durchzuziehen (etwa die Aufrechterhaltung eines Flughafens, die Erweiterung des Schienennetzes, die Organisation eines Fußballspiels, das Aufforsten von Wäldern oder das Abfischen des Plastiks aus den Meeren etc.pp.).

Jede Allmende ist darüber hinaus dazu angehalten, wenigstens einen Beitrag zum Globalen Pool zu leisten. Wie sich dies gestaltet, dazu gleich mehr.

Vorher gilt es nämlich zu erklären, was denn nun genau dieser Globale Pool ist.

Der Globale Pool ist die digitale Zentrale, in der sämtliche Güter und Hilfsleistungsangebote gelistet werden und von wo sie abgerufen werden können, um ganz real vom Ort ihrer Produktion/ihres Zurverfügungstellens dorthin zu gelangen, wo sie gebraucht werden.

Was die Allmende-Poolbeiträge angeht, so bedeutet dies also, dass jede Allmende die in ihr gefertigten Güter und von ihr angebotenen Hilfsleistungen stets ‚in den Pool stellt‘. An den Pool wiederum ergehen alle Nachfragen sämtlicher Allmenden weltweit. So werden über den Pool Angebot und Nachfrage koordiniert und werden sowohl Defizite wie auch Überangebote registriert und abgeglichen.

Wird etwa ein materielles Produkt mehr nachgefragt als gelistet, ergehen direkte Anfragen an die Allmenden, die bisher das Produkt gefertigt haben: „Lässt sich die Produktion steigern? – und wenn ja, was benötigt ihr dazu?“

Lässt sich die Produktion nicht erweitern, ergeht eine generelle Anfrage an alle Allmenden: „Eruiert bitte, ob ihr für den Aufbau einer Produktion infrage kommt.“ Algorithmen können dabei behilflich sein, herauszufinden, in welchen Allmenden die Voraussetzungen besonders günstig sind, etwa weil die nötige Infrastruktur (Gebäude, Straßen, Schienen), bereits vorhanden ist und die benötigten Ressourcen (Materialien, Zulieferer) vor Ort oder nahe bei sind.

Algorithmen sorgen auch dafür, dass die Erfüllung der Nachfrage nach ökologischen Kriterien erfolgt: kurze Wege, minimaler Verpackungsaufwand, Produkte aus lokalem Anbau und lokaler Herstellung werden vorangestellt.

Dennoch ist keine Allmende verpflichtet oder gar gezwungen, ein neues Projekt bzw. eine neue Produktion zu starten. Wenn eine Allmende sich darauf einlässt, dann aus Gründen freier Kapazitäten, Interesses an der Sache, Bedarfs an der Sache – denn der Mangel an einem Produkt fällt schließlich auf alle zurück – oder wegen der Anerkennung, die damit einhergeht. Es gibt sicherlich noch mehr Gründe, die dann im Laufe des Spieles ersichtlich werden.

Erklärt sich eine Allmende (evtl. zusammen mit anderen lokalen Allmenden) daran interessiert, eine entsprechende Produktion aufzubauen, sind im Pool nicht nur alle Informationen zum Produktionsverfahren abrufbar, sondern auch die zu jenen Allmenden, welche als Zulieferer zur Verfügung stehen bzw. besonders in Betracht kommen, oder zu Hilfsangeboten von den Allmenden, die das Produkt bereits produzieren und in denen Fachkräfte bereit sind, ihr Wissen der Allmende vor Ort zur Verfügung zu stellen. Sollte der Bau einer neuen Produktionsstätte erforderlich sein, kann sowohl auf den Hilfsleistungs-Pool zurückgegriffen werden als auch eine Anfrage an die (lokalen) Allmenden zwecks Unterstützung gestellt werden.

Außerdem gibt es Meta-Projekte – das sind jene Projekte, die der Koordinierung von regionalen, überregionalen oder gar globalen Aufgaben dienen, wie etwa Forschungsprojekte zum Klimawandel, die Koordinierung von Flugbewegungen, die Wartung von Satelliten, die Postbeförderung etc. Auch Beratungsdienste (wie etwa Mediatorinnen und Schlichter – siehe Den Wandel denken – aktuell in Überarbeitung!) fallen darunter.

Schließlich noch ein paar Überlegungen zum sozialen Miteinander in und zwischen den Allmenden. Vorausgeschickt sei, dass hierbei keinesfalls auf ein idealisiertes Menschenbild gesetzt wird oder zu setzen ist.

Indessen: Zweihundert Jahre kapitalgesteuerten Wirtschaftens haben ein Menschenbild geprägt, das reduktiver nicht sein könnte. Der Homo oeconomicus wurde ausgerufen und so getan, als ob es sich hierbei um die Entdeckung der wahren Natur des Menschen handele. Dies ist so irreführend wie falsch. Dass ‚Mensch‘ sich in einer Gesellschaft, die den Gesetzen der Marktwirtschaft und des Geldes zu gehorchen hat, auch entsprechend verhält, dürfte jedem einsichtig sein. Es sind indessen die Verhältnisse, die ihn dazu bringen, und nicht seine ‚Natur‘. Letztere stellt lediglich zur Verfügung, was es braucht, um sich an Verhältnisse anzupassen und sein Denken so einzurichten, dass es die Verhältnisse akzeptiert.

Im Kapitalismus muss jeder um seine materielle Existenz, seinen Vorteil und nicht zuletzt auch um seine Würde kämpfen. Das monetäre System sorgt dafür, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen bis in die privatesten Bereiche hinein korrumpierbar werden, und Eigentum sorgt für die entsprechenden Schranken und Ausgrenzungen. In Form von Kapital ermöglicht Eigentum die Ausbeutung derer, die nichts als ihre Arbeitskraft zu verkaufen haben, und über all das hält der Staat schützend und mit den Befugnissen zum Einsetzen von Gewalt seine Hand.

In der Poolökonomie ist indessen klar, dass alles, was uns dieser Planet an Natur und Rohstoffen zu bieten hat, lediglich Existenzgrundlage ist, folglich niemandes Eigentum sein kann und so zu nutzen ist, dass sie sich entweder regenerieren kann oder, falls dies nicht möglich ist, entsprechend sparsam mit ihr umgegangen werden muss.

Mehr zu den Allmenden: Es handelt sich also, wie gesagt, um kleine, übersichtliche und selbstbestimmte Gemeinschaften, zu denen sich Menschen zusammengeschlossen haben, sei es nun in Form einer Stadtteil-Gemeinschaft oder als ländliche Gemeinschaft. Welche Mitgliederzahl sich für eine Gemeinschaft als optimal erweist, dies zu entscheiden steht jeder Allmende frei und wird sich aus Erfahrungswerten ergeben.

In den Allmenden wird auch die Verteilung der Arbeit organisiert. Da diese durch die globale Neustrukturierung der Produktion, die massive Verschlankung der anfallenden Arbeit durch den Wegfall des dem kapitalistischen Geldsystem geschuldeten Arbeitsaufwandes und die Fokussierung auf Qualität und Nachhaltigkeit erheblich reduziert wird, kommen vorsichtigen Schätzungen zufolge maximal 14 Wochenstunden auf jeden erwachsenen Arbeitsfähigen zu. Für die Verteilung der Arbeit gibt es mehrere Modelle (siehe Den Wandel denken / aktuell in Überarbeitung!); welches davon in einer Allmende angewandt wird oder ob diese ein eigenes Konzept entwickelt (und dann ins Netz stellt), ist ihr überlassen.

Für einen entspannten Umgang miteinander sorgen zweierlei Ausgangslagen: a) es gibt keine Hierarchie, d.h. man organisiert sich gleichberechtigt und in Absprache miteinander, und b) niemand muss sich auch nur den geringsten Gedanken machen um seine materielle, geistige und medizinische Versorgung. Gibt es Probleme in einer Allmende – was vor allem anfangs der Fall sein dürfte, weil ungewohnte Prozesse der Konsensfindung erst einmal gefunden und eingeübt werden müssen – so kann jede Allmende und jedes Projekt auf geschulte Mediatoren und Schlichterinnen zurückgreifen (siehe Den Wandel denken – aktuell in Überarbeitung!).

Zur hier nur in groben Zügen dargestellten Pool-Ökonomie gibt es wesentlich mehr Material, auf das im Spiel zurückgegriffen werden kann. Indessen: Die konkrete Ausgestaltung und Ausdifferenzierung der neuen Ökonomie bleibt der Spielgemeinschaft von Globale Alternative vorbehalten. Denn wie die Pool-Ökonomie selbst auf dem Kerngedanken (und übrigens auch der Kernerfahrung) beruht, dass ein nachhaltig-gutes Leben für alle nur über Kooperation, Selbstorganisation und -verwaltung, Kommunikation und Vertrauen zu erreichen ist, so ist auch der Kerngedanke des Spieles, dass nur die gemeinsame, kooperative, offene und zugleich zielgerichtete Suche nach Lösungen eine zukunftsfähige globale Gesellschaft zu schaffen vermag.

Voraussetzung hierfür ist, dass die Verkrustungen unseres Gegenwartsbewusstseins aufgelöst werden. Auch hierbei hilft das Spiel. Seine wenigen Gesellschaftsregeln weiten den Blick auf die Möglichkeiten, die mit einer Überwindung der gegenwärtigen Strukturen einhergehen.